Verändert zurück kommen – auf dem Jakobsweg
Der Jacobsweg wurde einer größeren Menge Menschen durch das sehr lesenswerte Buch von Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ bekannt. Dass den Weg schon seit Jahrhunderten Pilger zu ihrem Reinigungs- und Klärungsweg erkoren haben, kommt als netter Nebeneffekt hinzu. Der Santiago de Compostela ist ein Klassiker, und wenn Sie wissen wollen, warum das so ist, machen Sie sich auf den Weg. Die ganze Strecke müssen Sie nicht laufen, wenn es partout nicht geht. Aber wenn Sie gut zu Fuß sind, kommt auch eine wohlige Erschöpfung zustande, die Sie von Ihrer Arbeit am PC her nicht kennen.
Mal eben weg? Nein, voll da!
Die relative Monotonie des Weges, der in Südfrankreich seinen Ursprung hat und durch sehr unwirtliche Regionen Nordspaniens führt, ist ganz sicher für einen Zweck gut: Nichts lenkt Sie ab, es sei denn, Sie wollen sich jeden Vogel und jede Pflanze ansehen und diese bestimmen. Wenn Sie nur Ihren inneren Weg im Blick haben, ist solch eine Landschaft ideal. Kleine Dörfer, viel Steppenartiges, manchmal extreme Hitze: Das macht etwas mit uns! Der Mensch, der sonst immer alles reichlich hat, muss sich jeden Tag Strecken und auch einen Raum erobern, einen Platz in einem Mehrbettzimmer. Der muss sich aber auch mit seinen Problemen auseinander setzen. Nein, man könnte sagen, er DARF das tun. Die Introspektion ohne Ablenkung ist das große Plus dieser Art zu reisen.
Bin ich noch im richtigen Job?
Dass viele Menschen oft unbewusst, also fern von HP Büchern bzw. dem danach gedrehten Film plötzlich den Drang verspüren, sich den Strapazen zu unterziehen, wird sozusagen instinktiv gewählt. Zeit, sich das Leben genau anzusehen. Während Sie im Sand einen Schritt vor den Anderen setzen, laufen fast alle Hauptpunkte in Ihrem Kopf mit. Der Job, noch 10 Jahre Beschwerden beantworten? Die Wohnung: viel zu groß und voll! Der Partner – will ich mit ihm weiter leben? Viele Antworten stehen plötzlich klar da – auf dem Camino!